Westfälische vom 25. Mai 2005
Betzdorf. (mk) Selbst für absolute Profis im Rockgeschäft wie WDR - Rockpalast - Redakteur Stefan Morawietz sind die mit ihrer Band gealterten "Grobschnitt-Fans" ein Phänomen: 1989 gab die deutsche Kultband in der Stadthalle Hagen ihr endgültiges Abschiedskonzert, doch auch 16 Jahre danach halten die Fans von damals treu zu ihrer Lieblingsband.

Das von Markus Grigat und seinem rührigen Team organisierte Treffen war auch diesmal wieder Grund für zahlreiche Freunde der Musik von Eroc, Lupo, Wildschwein, Baer und Co., in der Betzdorfer Stadthalle zusammen zu kommen. Für Stefan Morawietz vom WDR ist es klar: "Grobschnitt spielte als Band wirklich für die Fans und traf den Zeitgeist und die Denkweise der damaligen Zeit. Das gilt für die außerordentlich loyale Fangemeinde bis zum heutigen Tag." Dabei war die Band nicht gerade "medienfreundlich" und konzentrierte sich ausschließlich auf Deutschland.
Morawietz war eigentlich nur "zufällig" auf die Betzdorfer Grobschnitt-Nacht aufmerksam geworden im Zusammenhang mit seinen Recherchen für eine Dokumentation über "Deutsche Rockmusik ab 1968". 1978 traten Grobschnitt in einer Rockpalast-Sendung des WDR im Dortmunder Westfalenhalle auf, bei der es beinahe zu einem Eklat gekommen wäre: Bandmitglied "Hunter" legte sich mit dem Fernsehteam an, weil er mit deren Vorgaben nicht einverstanden war. "Die Band legte keinen Wert darauf, dokumentiert zu werden. Selbst Plattenaufnahmen waren für sie mehr eine lästige Pflicht."

So tauchte z.B. rund 20 Jahre nach einem legendären Grobschnitt-Konzert im Westfalenpark Dortmund, Mai 1983, eine brauchbare Bootleg-Aufnahme eines Fans auf. "Eroc" erinnert sich: "Das ist ein kleines Wunder, denn von unserem Titel Solar-Music hatten wir keinerlei Mitschnitte aus dieser Phase. Andreas Jelinski aus Recklinghausen hatte sich seine Stereomikrofone mit einem Stirnband am Kopf befestigt und alles unbemerkt auf Cassette mitgeschnitten."

Eine remasterte Aufnahme konnten die Fans in Betzdorf ebenso erwerben, wie 19 weitere von Schlagzeuger "Eroc" im Studio bearbeitete. Daneben gibt es 14 offizielle Grobschnitt-Veröffentlichungen auf Vinyl. Wie im Vorjahr war aus Berlin wieder "die einzige von Grobschnitt autorisierte Coverband" für diesen Abend angereist: "Romix" spielte die mit großem Beifall aufgenommenen Titel sehr authentisch und unverfälscht.
Thorsten Frisch, Nils Rogal, Stefan Schwarz und Rolf Krosch erfreuten die Fans wieder mit für Grobschnitt-Konzerte typischen visuellen Gags zur Musik. Überraschend war auch der von Tontechnikerin Martina Streibel abgemixte außerordentlich gute und durchsichtige Sound.

Neben dem ehemaligen Bassisten "Baer" Bernhard Uhlemann und Schlagzeuger "Eroc" Joachim H. Ehrig gab es diesmal viel Applaus auch für "Geheimrat Günstig", den früheren Mann am Mischpult, der auch heute noch als Mixer im "Werkhof" der Grobschnitt-Heimatstadt Hagen arbeitet.

Wer übrigens mehr exzellente Grobschnitt-Musik hören will, darf sich schon jetzt freuen: "Romix" wird am 1. Oktober neben den Mannen von "Nektar" bei einem "Krautrock-Festival" im Saalbau in Iserlohn-Letmathe spielen.